Die Eurozone-Wirtschaft zeigt nach einer vorübergehenden moderaten Rezession erste Anzeichen einer Besserung im ersten Quartal dieses Jahres. Nicht nur in Deutschland setzte das Wachstum wieder ein, sondern auch in anderen Ländern beschleunigte sich die Expansion. Gleichzeitig blieb die Inflation niedrig, was die Europäische Zentralbank (EZB) dazu veranlassen könnte, über eine Senkung der Zinssätze nachzudenken.
Nach den am Dienstag veröffentlichten offiziellen Zahlen wuchs das BIP des 20-Länder-Blocks von Januar bis März um 0,3% oder im Jahresvergleich um 0,5%. Der Markt hatte für beide Kennzahlen lediglich mit einem Anstieg von 0,2% gerechnet, sodass dies eine positive Überraschung darstellt.
Technische Rezession im zweiten Halbjahr 2023 möglich
Revisionen der BIP-Daten des vierten Quartals korrigieren das Wachstum von 0,0% auf minus 0,1%. Dies deutet auf eine technische Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2023 hin. Im dritten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt bereits um 0,1% gesunken.
Die Daten lassen vermuten, dass die meisten Akteure auf eine langsame, aber stetige Erholung der Eurozone hoffen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostizierte Anfang des Monats, dass das BIP der Europäischen Union in diesem Jahr um 0,8% wachsen wird, doppelt so schnell wie 2023, und 2025 sogar um robustere 1,5%.
Die Studie besagt, dass die Inflationsrate der Eurozone im April konstant bei 2,4% blieb. Die EZB wird voraussichtlich am 6. Juni tagen, dem gleichen Tag, an dem die EU-Bürger mit der Wahl des Europäischen Parlaments beginnen. Ein wichtiger Indikator für den zugrunde liegenden Preisdruck verlangsamte sich, was die Argumente für Zinssenkungen bekräftigt.
Die Daten nähren die Hoffnung, dass die Inflation bis nächstes Jahr das 2%-Ziel der EZB erreichen wird, so François Villeroy de Galhau, Gouverneur der Bank von Frankreich und geldpolitischer Entscheidungsträger der EZB. Folglich könne die Bank im Juni mit der Senkung der Zinssätze beginnen.
Auf einem sozialen Netzwerk erklärte er: „Das Tempo der Senkungen sollte dann pragmatisch auf Basis der Inflationsprognose jenseits der monatlichen Ergebnisse festgelegt werden, die eine gewisse Unvorhersehbarkeit aufweisen können.“
Laut den Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union wiesen alle zehn Mitgliedsstaaten, die zur Blitzschätzung von Eurostat für die Europäische Union (EU) beitrugen, positives Wachstum auf. Zumindest entsprachen die Wachstumsraten denen des vierten Quartals.
Deutsches BIP übertrifft Prognosen deutlich
Das BIP Deutschlands, der größten Volkswirtschaft der Eurozone, übertraf die Prognosen für das erste Quartal deutlich und setzte seinen Anstieg gegenüber dem Vorquartal um 0,2% fort. Zuwächse gab es sowohl bei den Exporten als auch bei den Bauinvestitionen, wobei letztere teilweise durch den außergewöhnlich milden Winter begünstigt wurden, der zum allgemeinen Wachstumsphänomen beitrug. Die revidierten Daten für das vierte Quartal deuten hingegen auf einen stärkeren Rückgang zum Ende des Jahres 2023 hin.
Die UniCredit zeigte sich optimistisch, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Quartalen aufgrund des zunehmenden Handels und der sinkenden Inflation allmählich expandieren wird: „Die schwierigste Phase liegt nun hinter uns.“
Die spanische Wirtschaft verzeichnete im letzten Quartal ein Wachstum von 0,7%, was über den erwarteten 0,4% liegt. Dieses positive Ergebnis ist auf die gestiegenen Investitionen und den privaten Verbrauch zurückzuführen. Obwohl europäische Aufbauhilfsfonds zum Einsatz kamen, hätte das Investitionswachstum in den Vorquartalen schneller sein müssen. Im Laufe des Quartals wuchs die Wirtschaft in den Bereichen Bau und verarbeitendes Gewerbe.
Der Anstieg sowohl der Verbraucherausgaben als auch der Unternehmensinvestitionen trug zum kometenhaften Aufstieg der französischen Wirtschaft im ersten Quartal bei, der die Erwartungen deutlich übertraf. Die französische Regierung, die nach der Senkung ihrer Wachstumsprognose für 2024 im Februar heftig für ihre Wirtschaftspolitik kritisiert wurde, dürfte über die Expansion erfreut sein. Die Senkung der Wachstumsprognose erfolgte vor der Expansion.
Als Reaktion auf diejenigen, die glauben, dass die französische Wirtschaft stagniere, äußerte sich der belgische Finanzminister Bruno Le Maire folgendermaßen: „Die Daten sind unbestreitbar; das französische Wachstum nimmt wieder Fahrt auf.“
Fazit
Bleib auf dem Laufenden über die Entwicklung der Inflation und die Entscheidungen der EZB im Juni. So kannst du mögliche Auswirkungen auf deine Geldanlagen frühzeitig erkennen. Die positiven Wachstumszahlen aus Deutschland, Spanien und Frankreich stimmen optimistisch. Beobachte die weitere Entwicklung der europäischen Wirtschaft und nutze die Chancen, die sich dir durch die Erholung der Eurozone bieten.